Vergleicht man die obenstehenden NZZ-Schriftzüge eine Zeit lang, werden viele Unterschiede sichtbar. Ich habe verschiedene Leute dazu befragt, ausnahmslos alle beurteilten die untere Version als irgendwie unsauber, wie eine fehlerhafte Version der oberen – und damit hatten sie, ohne es zu wissen, zu hundert Prozent Recht. Nur: Die zweite Version ist das Original-TIFF des NZZ-Logos und wird heute so verwendet.
Bei der Arbeit am Binärcode-Projekt ist mir erstmals aufgefallen, dass der Schriftzug der NZZ stark beschädigt ist, und dies niemandem auffiel. Warum auch? Es war ja ein historisches Logo. Und etwas mit Historie hinterfragen nur Wenige. Problematisch an historischen, jahrzehnte- oder gar jahrhundertelang geführten Titelkopf-Logos ist, dass viele von ihnen den technischen Fortschritt nicht unbeschadet überstehen. Bis in die 1970er Jahre war der Hochdruck das beherrschende Verfahren für den Zeitungsdruck. Die Druckzylinder waren aus Blei und deren Abnützung im Hochdruck gross. Als erstes fielen ihr die feinen Details zum Opfer. Deshalb erneuerte man die Zeichensätze immer wieder. Wieso aber konnte das Logo der «Neuen Zürcher Zeitung» derart verschleissen, ohne dass es jemand ersetzt hatte?
Es gibt zwei digitale Versionen des NZZ-Logos. Eine Pixel- und eine Vektordatei. Auf der Front der gedruckten Zeitung ist ein TIFF (Pixel) platziert. Für alles andere ist ein EPS (Vektor) im Umlauf. Das wäre nicht weiter der Rede wert, wenn die zwei Versionen kongruent wären. Das sind sie aber nicht! Untenstehend der direkte Vergleich (Dunkelgrau = Pixel, Grau = Vektor). Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Vermutlich hatte früher in den Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts ein armer unschuldiger Desktoper die Aufgabe, das TIFF in Vektoren umzuwandeln, und benutzte Adobe Streamline dafür. Das könnte die vielen überflüssigen Pfadpunkte erklären, aber nicht wieso am Logo geschmäcklerischen Änderungen ohne Sinn und Zweck vorgenommen wurden.
Eine Revision war aus meiner Sicht zwingend notwendig. Nur wie? Ich fand ein Beispiel, dass mich auf den richtigen Weg brachte. Der berühmte amerikanische Schriftzeichner Ed Benguiat stand 1967 vor ähnlichen Problemen, als er den Auftrag fasste, das «New York Times»-Logo neu zu entwerfen. Der damalige Art Director erwartete eigentlich etwas fundamental Neues, Benguiat bestand aber auf einer Neuinterpretation der ursprünglichen Blackletter-Form (Textura). Seine Intuition hatte ihn nicht betrogen. Er legte damit das Fundament für eine internationale Supermarke. Seine Handwerk ist eigenständig, präzise und stilsicher. Die Verantwortlichen bei der «Times» sagten über seinen Entwurf, das Logo sähe so aus, als hätte es nie ein anderes gegeben. Es war die vollendete Perfektionierung der Originalversion.
Beim NZZ-Logo handelt es sich um eine gebrochene Schrift, um eine sogenannte klassizistische Fraktur. Gebrochene Schrift  (oder Fraktur, von lat. fractus «gebrochen») ist eine Sammelbezeichnung für eine Reihe lateinischer Schriftarten, bei denen die Bögen eines Buchstabens ganz oder teilweise gebrochen sind, das heisst aus einer Schreibbewegung entstehen, in der ein oder mehrere abrupte Richtungswechsel in der Strichführung einen sichtbaren Knick im Bogen hinterlassen. Im Gegensatz dazu stehen die runden, nicht gebrochenen Schriftarten wie die Antiqua, bei denen die Bögen beim Schreiben aus einer fließenden Bewegung entstehen. «Antiqua» deshalb, weil die Schriften auf dem lateinischen Alphabet basieren und sich ursprünglich auf Vorbilder der römischen Antike bezogen.
Der erste Schritt zu einer umfassenden Revision war es, herauszufinden, warum es überhaupt eine klassiszistische Fraktur gab. Gebrochene Schrift und Klassizismus – wie ging das zusammen? Und warum überhaupt ging das zusammen? Bei meiner Recherche stiess ich auf den sogenannten Antiqua-Fraktur-Streit; einer politischen Auseinandersetzung im deutschen Sprachraum des 19. und frühen 20. Jahrhunderts über den Stellenwert gebrochener Schriften für die geschriebene Sprache. Im weiteren Sinne ist der gesamte Übergangsprozess gemeint, in dem die Antiqua die gebrochenen Schriften als Alltagsschrift ablöste. (Wikipedia-Artikel). Das Thema fand ich wissenschaftlich aufgearbeitet in diesem Buch:
Oben aufgeschlagen sehen wir die Unger-Fraktur von 1794 (Gründungsjahr der NZZ: 1780). Der in Berlin ansässige deutsche Drucker, Typograf und Holzschneider Johann Friedrich Unger beteiligte sich an den Versuchen zur Popularisierung der neuen Antiqua-Schrifttypen, indem er 1789 von Firmin Didot die deutsche Lizenz für die Didot erwarb. Da das Publikum aber nach wie vor die Frakturschrift vorzog, begann er schon 1789 unter Mitwirkung von Didot mit der Entwicklung einer modernisierten Frakturtype, für die er 1791 eine eigene Schriftgießerei etablierte. Die fertige Schrift, die Unger-Fraktur, sollte dazu beitragen, «das viele Eckige von den gemeinen, und das Krause, Gothischschnörklichte von den großen Buchstaben wegzuschaffen». Um zu verstehen wie die «Neue Zürcher Zeitung» zu ihrer klassizistischen Fraktur gekommen ist, muss man sich zuerst die Historie ihres Titelkopfs ansehen. Versuche in klassizistischer Manier kommen erst ab 1860 auf. 
Im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelte sich der klassizistische Stil der Typografie und Buchgestaltung. Wichtige Zentren bezogen auf die Schriftentwürfe waren dabei vor allem Frankreich (Fournier, Didot) und Italien (Bodoni). Der deutschsprachige Raum spielte in der Entwicklung keine Rolle, da man hierzulande nach wie vor traditionell in gebrochenen Schriften (insbesondere Fraktur) druckte. Unter den Gelehrten und höheren gesellschaftlichen Schichten stand die französische Kultur jedoch hoch im Kurs und das Lesen von französischen Originaltexten in Antiqua-Schriften war weit verbreitet. Im Laufe des 18. Jahrhunderts gab es daher vermehrt Versuche, klassizistische Ideale der Buchgestaltung und des Schriftentwurfs auch für deutschsprachige Werke zu etablieren.
Diese Entwicklung ging auch an der NZZ nicht spurlos vorbei (auch wenn das Blatt erst 1946 vollständig auf Antiqua umstellte). Es wurden zunehmend Schriften in der Art einer Unger- oder Walbaum-Fraktur verwendet, um Überschriften und Zwischentitel zu setzen. Ab 1880 erschien erstmals das Logo, wie wir es heute kennen: mit klassizistischen Merkmalen in der Art Bodonis und Didots.
Absolut bemerkenswert ist die Tatsache, dass die NZZ eigentlich gar nicht auf Antiqua umstellen wollte. Sie schrieb im oben erschienen Artikel: «Denn obschon wir uns der unbestreitbaren Vorzüge der Antiqua durchaus bewusst waren, so widerstrebte es uns doch, die angestammte, «alte» Schrift ohne Not zu verabschieden, solange grosse Teile unserer Leserschaft der vertrauten Fraktur ihre Anhänglichkeit bewahrten.». Gewechselt wurde nicht aus freien Stücken, sondern aus einer technischen Notwendigkeit heraus. Deutschland war völlig zerstört nach dem Krieg und die NZZ konnte ihre «einem ständigen Abnützungsprozess unterworfenen Schriftsätze» nicht mehr erneuern und ergänzen. 
So viel verstand man damals bereits von Marken, um zu wissen, dass man mit der eigenen sorgsam umgehen musste. Ob mit dem Wechsel der Laufschrift eine Debatte einherging, dass das NZZ-Logo ebenfalls in einer modernen Antiqua zu entwerfen sei oder nicht, ist nicht überliefert (aber sehr wahrscheinlich). Mit der Entscheidung, ihn so zu belassen, erhielt sich die NZZ ihre starke Marke. Durch den zweiten Weltkrieg ging aber die  Gussform verloren, was hauptursächlich zur miserablen Qualität des heutigen digitalen Logos führte.
Nachdem ich nun mit der Geschichte des Logos das Fundament für meine Arbeit freigelegt hatte, begann ich am Schriftzug die formale Idee des ursprünglichen Gestalters abzulesen. Sein Vorbild, die klassizistische Antiqua, ist die vollendete Ästhetisierung der Spitzfederschrift mit ihren hohen Strichstärkenunterschieden. Der Klassizismus zeichnet sich aus durch eine Rückkehr zu geradlinigen, klaren Formen und einer stärkeren Anlehnung an klassisch-antike Vorbilder. Die Originalumsetzung des NZZ-Logos setzt die klassizistische Idee indes nur halbherzig um. Hier wollte ich viel weiter gehen als mein Vorgänger. Ich erkannte einige Grundformen, wusste aber nicht mit Sicherheit, welche und wie viele es waren. Es blieb mir nichts anderes übrig, als sie alle zu isolieren und übereinanderzulegen. Zudem bestimmte ich die Dicke der Stämme und Haarlinien und reduzierte und vereinheitlichte die Winkel.
Schlussendlich hatte ich das Ganze auf vier Grundformen reduziert und konstruierte sie neu. Fachsprachlich werden sie «Nasen» und «Füsse» genannt. Damit konnte ich bereits die Minuskeln «n» und «u» konstruieren.
Alle Rundungen konstruierte ich aus Kreissegmenten. Das stellte mich, insbesondere bei den Majuskeln, vor grosse Herausforderungen. Aber ich wollte ja den griechischen Tempel, nicht die Handschrift!
Nachdem «N», «e» und «u» gezeichnet waren, testete ich, ob mein gestalterischer Plan aufging:

Soweit ich es beurteilen konnte, ging er auf. Also zeichnete ich die restlichen Lettern.
Nun konnte ich alles vektorisieren. Dazu musste ich die Lettern am Computer von Hand nachzeichnen (eine nicht zu unterschätzende Arbeit). Die Vorteile von Vektorgrafiken kann man auch auf dem Screen nutzen. Das Dateiformat SVG (Scalable Vector Graphics) ermöglicht es, insbesondere für responsive Websites Grafiken zu hinterlegen, die leicht und ohne qualitätsverlust skalierbar sind. Egal ob ich die Grafik auf meinem Tablet, Smartphone, oder 27" Desktop-Computer ansehe, sie ist immer gestochen scharf und schnell geladen. Das SVG des Schriftzuges auf NZZ.ch ist aber ganze 57 Kilobyte schwer, was sehr viel ist für ein solches File. Der Grund dafür liegt in der unsauberen Umsetzung. Je mehr Pfadpunkte, desto schwerer. Wir erinnern uns an die Abbildung von weiter oben: die vielen roten Punkte machen das SVG schwer.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Der überarbeitete Titelkopf war nur noch 11 Kilobyte gross, das entspricht einer Reduktion um rund 80 Prozent gegenüber den 57 Kilobyte der Vorversion! Hier nochmals beide im direkten Vergleich:
Endlich bekam der Schriftzug der «Neuen Zürcher Zeitung» das klassizistische Gewand, das er von Anfang an tragen sollte. Und es stand ihm ausgezeichnet! Der neue Schriftzug sieht vor allem auf hochauflösenden (Retina-)Displays sehr viel besser aus als das Original. Was ich noch nachreichen werde, ist ein Logo-Kürzel in Fraktur («NZZ»), das auf der mobilen Site eingesetzt werden könnte.
...und die Sache mit den Neonazis? Zufällig stiess ich während der Recherche für dieses Projekt auf seltsame historische Fakten.
Wie allgemein bekannt, verwenden Neonazis besonders gerne gebrochene Schriften, weil sie ihrer Meinung nach zum Nationalsozialismus gehören wie das Hakenkreuz und der Reichsadler. Historische Fakten haben diese Wirrköpfe ja noch nie gross gekümmert. Nachfolgende Geschichte hat aber sogar mich ungläubig staunen lassen. Die Nazis selbst haben die Fraktur abgeschafft! Hier nachzulesen: Die Nazis und die Fraktur. Eine unterhaltsame Geschichte über Typografie in Zeiten des Krieges.